Tag 19 - windige Außenlandung
Wir starten mit mäßig bedeckten Himmel in den Tag - die Auswirkungen der schwach wetterwirksamen Kaltfront die uns heute überquerte. Dennoch sind gute Bedingungen im Laufe des Tages zu erwarten, mäßige linienhafte Thermikbedingungen sind laut den Prognosen zu erwarten. Der Wind aus Nordwest hat wieder etwas aufgefrischt.
Die Tagesaufgabe über 416 Kilometer erschien mir nach dem Briefing etwas ambitioniert für diese Bedingungen. Trotzdem ging es gut gelaunt und optimistisch an den Start da sehr schöne Cumulus-Bewölkung bereits vorhanden war und diese teils auch linienhaft organisiert waren.
Aufgrund der Größe der Aufgabe und der zu erwartenden Geschwindigkeit gab es heute nicht viel Spielraum nach dem Start zu taktieren. Und so wollte ich spätestens um 13.30 abfliegen, auch alle anderen Piloten der 15-Meter Klasse flogen heute zeitig ab. Im Norden der Startlinie angekommen um im Luv der Kurslinie zu starten hatte ich allerdings so meine Probleme auf Abflughöhe zu kommen. Bis 1.300 m ging es unter den Wolken in ruppiger, blasenförmiger Thermik nach oben, die Basis der Wolken aber ca. 400 m höher. Nach mehrmaligen Versuchen flog ich zurück zum Pulk um auf maximale Abflughöhe von ca. 1750 m zu kommen. Dieser Abschnitt zeigte mir aber schon, dass es im Norden bzw. im Osten einen massiven Windeinfluss gab welcher uns später noch beschäftigen sollte.
Gemeinsam mit BB ging es dann auf den ersten Schenkel recht gut dahin, keine Anzeichen von dem vorhin erlebten Schwierigkeiten, ein gutes Zeichen. Der 2. Wendepunkt war dann auch gleich erreicht, dort entschied ich mich die etwas nördlichere Route zu nehmen als BB. Nach 40 Kilometer hat ich dort dann den ersten Tiefpunkt des Fluges. Mit Teils nur 350 m über Grund musste ich mich langsam und geduldig wieder hocharbeiten. Vom Wind komplett vom Kurs abgetrieben aber wieder auf Arbeitshöhe angekommen, ging es nun nördlich von Tábor vorbei weiter in den Osten. Selbst die hier gut gezeichneten Wolken hielten bei weitem nicht was sie versprachen. Und zum 3. Wendepunkt wurde nun die Optik nun noch blauer und windzerrissener... kein gutes Zeichen.
In der Nähe von Tábor traf ich auf M7 und gemeinsam machten wir uns an die Arbeit. Von einer Blubberblase zur nächsten - und hier war wieder das Spiel mit den 1.300 m. Es war schier unmöglich in diesem Bereich über diese Höhe zu kommen obwohl die Wolken 3-400 m über uns waren (diese zogen allerdings schon mehr als Wolkenleichen durch den Wind dahin). So ging es mehr schlecht als recht durch den Wind geschoben an den 3. Wendepunkt heran. Der Wind wurde immer stärker, hier am östlichsten Eck hatte es zwischen bis zu 40 km/h Wind.
Selbst die Taktik langsamer vorzufliegen und hoch zu bleiben, um zumindest die besser strukturierte Thermik nutzen zu können, funktionierte nicht, da ich nie hoch genug steigen konnte - alle Piloten hatten hier so ihre Probleme. Im weiteren Verlauf wurde es offensichtlich, dass ich schon viel Glück bräuchte um von hier wieder weg zu kommen. In der Zwischenzeit habe ich mir ein geeignetes Landefeld ausgesucht, der Traktor welcher das Feld gerade abmäht erschien mir optimal. Nach einer halben Stunde direkt im Bereich des 3. Wendepunktes entschied ich mich dann zur Landung. Das Windrad drehte sich wunderbar und die sich wogenden Getreidefelder sind aus dieser Höhe bereits beeindruckend erkennbar und zeugen von dem starken Wind auch am Boden. Die Landung auf dem schönen gemähten Feld war unspektakulär und ich konnte aufgrund des starken Gegenwindes auch langsam aufsetzen.
Ein extrem schwieriger Tag, mit großer Herausforderungen. Das beeindruckende für mich war, dass die Wettergrenze zwischen "gut" und "schlecht" offensichtlich sehr schmal war und man hatte das Gefühl mit jedem Meter weiter im Norden bzw. Osten blies der Wind mehr und zerstörte die ansonsten ganz brauchbare Thermik. Lange ließ der Landwirt welcher vorher das Feld abmähte nicht auf sich warten. "Radek" war natürlich etwas besorgt ob denn alles in Ordnung sei, nach einer freundlichen aber kurzen (aufgrund der sprachlichen Barriere) Konversation, bedankte ich mich herzlich bei ihm für die tolle Landebahn. Eine gute Außenlandung, ein herausfordernder Flug, viel zu lernen - danke WM und KO fürs Rückholen!!!
👍👍👍Einfach toll, was du alles erleben darfst!!!
AntwortenLöschenJa, so wogende Getreidefelder haben schon was!
Auf alle Fälle bist du der Weltmeister der Poesie im Kreise der Glider! ☺️🙃🙏🙏🙏🇦🇹🇦🇹🇦🇹